Da ist ja jetzt einiges angesprochen worden, ich fange mal vorne an:
Ja, 4.236 Zuschauer am 2. Weihnachtstag oder 4.568 Zuschauer gegen das "große", aus der DEL abgestiegene Bietigheim zwischen den Jahren klingt vielleicht erstmal nach nicht besonders viel - insbesondere wenn man dann den Blick Richtung Krefeld richtet und sich die dortigen Rekordzahlen betrachtet. Die Ursachen hierfür sind aber sicherlich vielfältig.
Klar spielt da eine Rolle, dass die Preise gestiegen sind, die Tickets bspw. für Familien nach Wegfall der Familientickets deutlich teurer sind, Essen und Trinken in der Halle auch für teils stolze Preise zu bekommen sind und vielleicht auch ein paar Leute Oldschool-Hockey-Flair vermissen. Aber: Die Preise sind auch anderswo gestiegen, der Eisblog hatte vor ein paar Wochen ja mal die Preise für Bratwurst und Getränk in den Ligen verglichen, da war Kassel nicht der teuerste Standort. Und auch bei den Ticketpreisen liegt man m.W. im Mittelfeld. Und was den "Eventcharakter" angeht gibt es sicherlich auch viele, die das durchaus besser finden als früher.
Also liegen die Gründe vermutlich eher woanders. Das Spiel am 2. Weihnachtsfeiertag war um 19:30 Uhr - auch wenn Ferien sind, werden da vermutlich nicht alle Eltern mit Kindern zum Eishockey gehen. Für diejenigen, die zwischen den Jahren nicht frei haben, ist die Zeit angesichts des folgenden Werktages auch nicht gerade optimal. Und dann noch mit Regensburg ein für "Eventfans" nicht gerade attraktiver Gegner. Gestern dann gegen Bietigheim, an einem Donnerstag, also quasi auch "mitten in der Woche". Für die arbeitende Bevölkerung wieder nicht optimal. Und ist Bietigheim wirklich attraktiv, nur weil sie aus der DEL runtergekommen sind und schon vorher ein Topclub waren? Ich denke, darüber kann man geteilter Meinung sein. Was aber Fakt ist: Da war halt gestern trotzdem der Tabellenletzte zu Gast, das klingt dann nicht unbedingt nach einem Eishockeyfest.
Allgemein denke ich, dass nach 9 1/2 Jahren DEL2 halt schon Abnutzungseffekte auch bei den Fans feststellbar sind. Wir hatten uns bis vor zwei Jahren ja schon über das Xte Derby gegen Frankfurt aufgeregt. Jetzt merkt man es halt auch beim Xten Duell gegen Ravensburg, Weißwasser oder eben auch Bietigheim. Klar ist rein sportlich betrachtet die DEL2 eine spannende und interessante Liga, mit traditionsreichen Standorten und einer engen Tabelle. Aber den Gelegenheitsbesucher würden wahrscheinlich eher die Kölner Haie, die Eisbären Berlin oder die Adler Mannheim in die Halle ziehen als die Wölfe Freiburg, der ESV Kaufbeuren oder die Selber Wölfe.
Jetzt mag man auf Krefeld verweisen und sich fragen, wie die es denn schaffen, trotz der Liga und dazu noch einer durchwachsenen Saison die Halle so zu füllen. Der Ehrlichkeit halber muss man aber eben auch bedenken, das Krefeld in den letzten Jahren im Keller der DEL rumgedümpelt ist, die Fans es also durchaus genießen, dass der eigene Club wieder ein Player in der Liga ist. Dort sind eben noch keine Abnutzungseffekte zu erwarten, im Gegenteil! Wie seit letzter Saison bei Regensburg und diese Saison bei Rosenheim ist ein neues Ligenumfeld eben auch ein Zuschauermagnet.
Zuguterletzt muss man aber auch noch die Kapazität der Nordhessen Arena miteinkalkulieren. Klar fasst die Halle theoretisch bis zu knapp 6.000 Zuschauer. Aber schaut euch doch mal die Stehplätze hinter der Gegentribüne an. Und selbst die hinter der Haupttribüne sind alles andere als optimal. Für eine volle Auslastung müssten diese Bereiche aber eben auch voll gemacht werden. Und auf dem Heuboden müsste man noch deutlich enger zusammenrücken. Das schreckt dann vielleicht auch noch zusätzlich ab. Im Prinzip ist die Halle in ihrem aktuellen Zustand doch mit ca. 5.000 Zuschauern quasi voll.
Und dann sind die Zuschauerzahlen zuletzt doch gar nicht mehr so schlecht. Auch, weil man weiterhin etwa 400 Zuschauer mehr im Schnitt hat, als letzte Saison. Und wenn man den derzeitigen Schnitt so hält, wird man auch den bisherigen eigenen Zuschauerschnittrekord brechen - obwohl man ja auch jahrelang zwei Derbygegner in der Liga hatte.