Zuallererst, die Hard Facts: Die Huskies haben in beiden Spielen zusammen 4 Tore erzielt und 3 kassiert. Die eigenen Tore entstanden zweimal bei 5-gegen-5 und zweimal in eigener Überzahl (die Überzahlquote liegt bei 15,4%, 2 Tore aus 13 Situationen). Die Gegentore entstanden jeweils einmal bei 5-gegen-5, in eigener Überzahl und in eigener Unterzahl (die Unterzahlquote liegt bei 93,8%, ein Gegentor aus 16 Situationen). Die Huskies schossen für ihre 4 Tore 60 mal auf das gegnerische Tor und ließen selbst nur 43 Schüsse zu. Insgesamt kassierten die Huskies 18 2-Minuten-Strafen (die meisten der Liga). Brandon Maxwell, der in beiden Spielen im Tor stand, hat eine Savepercentage von 93,02%.
Der letzte Punkt dürfte auch der sein, bei dem sich Kritiker und Optimisten derzeit einig sind: Die Goalie-Position wurde zur neuen Saison mindestens gleichwertig ersetzt, aktuell scheint man mit Maxwell sogar ein Upgrade zur letzten Saison geschaffen zu haben.
Doch wie sieht es auf den anderen "Baustellen" aus? Im Schnitt 2 Tore pro Spiel spricht sicherlich nicht dafür, dass man eine ordentliche Firepower im Kader hat. Das Überzahlspiel wirkte zum Teil sehr fahrig, in manchen Situationen kam man nicht einmal in die eigene Aufstellung, geschweige denn zu einem Schuss auf das Tor des Gegners. Vom ersten und bisher einzigen kassierten Shorthander der DEL2-Saison möchte ich hier gar nicht erst anfangen.
Schaut man also soweit auf die bisherige Saison, dürften sich all diejenigen bestätigt fühlen, die der Meinung waren, die Abgänge von Arniel und McGauley wurden nicht mal gleichwertig in der Offensive ersetzt. Die Bodnarchuks Verpflichtung als zweite AL in der Verteidigung skeptisch betrachtet haben. Und die auch durchaus die ein oder andere Vertragsverlängerung (oder den mutmaßlichen 2-Jahresvertrag) kritisierten.
Tatsächlich sollte man aber auch manche Aspekte nicht außer Acht lassen: Mit Joel Lowry fehlte am Wochenende einer der vier Kontingentspieler und ein Offensivspieler mit 0,92 Punkten pro Spiel in der vergangenen Hauptrunde. Daneben mussten die Huskies auch auf Top-Torschütze Tristan Keck verzichten, der letzte Saison noch 30 Tore selbst erzielt und 17 vorbereitet hatte. Und auch die Starbulls aus Rosenheim als Gegner sollten nicht schlechter gemacht werden, als sie sind. Das Team kommt mit großer Aufstiegseuphorie in die Liga, durfte gleich das erste Heimspiel gegen den "großen Titelaspiranten" und Hauptrundenmeister der vergangenen Spielzeit bestreiten. Getragen von einer fantastischen Stimmung im ROFA-Stadion war gegen ein Team, dass seine weiteste Anreise zu einem Auswärtsspiel in den Knochen hatte, der Sieg sicher nicht zwingend eine Sensation. Und die Schiedsrichter, die mit ihrer doch sehr kleinlichen Linie jeglichen Spielfluss aus der Partie nahmen, taten dabei sicherlich ihr übriges - wenngleich ich betonen möchte, dass es nicht Team Stripes war, dass Schuld an der Niederlage trägt.
Ob die Mannschaft mit dem Kopf schon auf dem Oktoberfest verweilte, dessen Besuch für den anschließenden Tag geplant war, lässt sich nur mutmaßen. Ich habe die Hoffnung, dass die Spieler Profi genug sind, um sich dadurch nicht beeinflussen zu lassen.
Und beim Blick auf die Tabelle nach zwei Spieltagen der vergangenen Saison fällt noch etwas auf: Die Huskies haben mit einem Sieg und den daraus resultierenden drei Punkten schon zwei Punkte mehr als letztes Jahr. Da stand nach einem 1:2 auswärts beim (Achtung:) ESV Kaufbeuren und einer 2:3-Overtime-Niederlage gegen die Selber Wölfe nur ein einziges mageres Pünktchen auf dem Konto der Schlittenhunde. 50 Spieltage später waren es 130 Punkte mehr und ein neuer Ligarekord.
Außerdem wurde gerade nach dem Playoff-Aus gegen den EC Bad Nauheim im Halbfinale moniert, dass die Huskies nicht zur richtigen Zeit der Saison auf ihrem Leistungszenit gewesen seien. Es würde vor allem darauf ankommen, in den Playoffs zu gewinnen, nicht in der Hauptrunde. Nun wird nach dem Beginn der Hauptrunde wieder gemährt - aber das gehört ja auch irgendwie zu Nordhessen wie die Ahle Wurscht oder der Herkules.
Tatsächlich muss man aus meiner Sicht nach den ersten beiden Spielen festhalten, dass Andrew Bodnarchuk nicht so schlecht ist, wie ihn viele vermutet haben. Gerade gegen Rosenheim fiel er das ein oder andere Mal deutlich positiv auf. Und sicherlich muss die Mannschaft noch nicht im September ihre Höchstleistung bringen. Gemäß dem Sprichwort "ein gutes Pferd springt nur so hoch wie es muss" würde es sogar reichen, wenn die Huskies am Ende der Hauptrunde auf Platz 6 oder gar auf Platz 10 stehen. Solange sie danach bestenfalls alle ihre Spiele gewinnen, sind die 52 Spieltage davor völlig belanglos. Gleichwohl gibt es ganz offensichtlich noch Baustellen, an denen Bo Subr arbeiten muss: Das Powerplay muss zwingend besser werden, gegen defensiv ausgerichtete Gegner muss eine Lösung gefunden werden und die strengere Auslegung von Regeln hinsichtlich Stockfouls muss durch die Spieler beachtet werden. Denn auf der Strafbank gewinnt man bekanntlich keine Spiele. Und vielleicht muss auch die sportliche Leitung nochmal aktiv werden und für die Offensive eine "Scoringmaschine" finden. Natürlich wäre es ideal, wenn die dann nicht das Ausländerkontingent weiter belastet, das sollte aber möglicherweise zweitrangig sein. Und der aufgeblähte Kader (manche sagen dazu auch "tief") könnte möglicherweise auch noch an der ein oder anderen Stelle beschnitten werden. Das Leistungsprinzip sollte hierbei der Maßstab sein!
Trotzdem: Für eine umfassende und gerechte Standortbestimmung ist es noch zu früh. Üblicherweise wartet man damit, bis gegen jedes Team einmal gespielt wurde. Auch die Deutschland-Cup-Pause bietet sich dafür an, sind bis dahin sogar schon 17 Spieltag rum. So viel Zeit gebe ich auch dem Team noch, bevor ich wirklich beginne, kritisch Dinge zu hinterfragen. Und wer weiß, vielleicht sind bis dahin ja auch schon so einige Baustellen fertig - und damit meine ich nicht die am Haupteingang der Nordhessen Arena.
Deshalb, lasst uns nicht in verfrühte Panik verfallen. Lasst uns in der Diskussion um die Teamleistungen sachlich und fair bleiben und nicht vergessen, dass die Ente am Ende kackt. Bis dahin sind es noch ein paar Monate, in denen viel passieren kann. Das Wichtigste ist aber: Es sind MOnate, in denen endlich wieder der Puck über das Eis flitzt.
Genießt die Eishockey-Zeit!
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