Uff!1 Das tat weh... Mit 8:2 gewinnt der EC Bad Nauheim das sechste Spiel der Halbfinalserie gegen die EC Kassel Huskies. Der große Favorit, der Hauptrundenmeister, Punkterekordhalter der DEL2-Hauptrunde, das Team, das den Siegesserienrekord eingestellt hat, wird in einem wahren Torfestival in die Sommerpause geschickt. Wieder einmal gewinnt der EC Bad Nauheim eine Playoffserie gegen Kassel, nach dem Oberligafinale 2013 können die Roten Teufel dem nordhessischen Rivalen eine empfindliche Niederlage zufügen.
Auch wenn das vorzeitige Aus nach einer 3:1-Serienführung der Kurstädter absehbar war - schmerzhaft ist es trotzdem. Mit Bo Subr hatte man sich vor der Saison mit einem wahren Meister-Coach an der Bande aufgestellt. Und aus seinem Frankfurter Meisterkader brachte Subr gleich noch vier Spieler mit. Dazu kam mit Tristan Keck ein quirliger Punktelieferant, frisch ausgestattet mit deutschem Pass, um das Ausländerkontingent nicht zu belasten. Und auch der Rest des Kaders versprach viel Qualität in der Breite. Ein Versprechen, das zumindest in der Hauptrunde erfüllt wurde.
Und auch im Playoff-Viertelfinale schien der Plan der Kasseler Verantwortlichen aufzugehen: Der "Angstgegner" der Hauptrunde, die Lausitzer Füchse, die im Laufe der Saison als einziges Team öfter gegen die Huskies gewonnen als verloren hatten, konnten trotz körperlicher und defensivster Spielweise mit insgesamt 14:4 Toren aus den Playoffs gesweept werden. Verletzungsbedingte Ausfälle von Shevyrin, Detsch (beide noch aus der Hauptrunde), Seigo und Keck (aus Spiel 2 des Viertelfinals) fielen quasi nicht ins Gewicht.
Doch dann kam Bad Nauheim und zog den Huskies die Zähne. Nach einem 6:3-Auftaktsieg, der bereits erste defensive Anfälligkeiten offenbarte, stellte Harry Lange sein Team taktisch um und auf den Gegner ein und führte den ECN schlussendlich erstmals in ein DEL2-Finale. Den Huskies bleibt nur die Zuschauerrolle und eine wieder einmal lange Sommerpause.
Paul Sinizin gibt sich unterdessen als Motivator für die Fans. Schon unmittelbar nach dem Ausscheiden machte er deutlich, dass der verpasste Aufstieg in diesem Jahr gleichbedeutend mit dem erneuten Anlauf in der nächsten Saison sei. Das Ziel bleibt die DEL und dieses Ziel wird so lange angegangen, bis es erreicht wird. Eine Aussage, die Hoffnung schürt - und durch einen kleinen Leak wird diese Hoffnung mit Vorfreude zusätzlich befeuert: Nicht mal 24 Stunden nach dem Playoff-Aus der Huskies können die Fans sehen, wie der neue Haupteingang der Eissporthalle schon zum Jahresende 2023 aussehen soll. Nach dem Innenraum wird nun auch das Äußere der 45jährigen Eissporthalle zum Schmuckstück.
Doch was muss sich nun außer der Schönheitskur für den Zwinger der Huskies während der Sommerpause tun?
Der Kader des ECK ist nach bereits 13 bekanntgegebenen Vertragsverlängerungen2 bereits gut gefüllt, gerade auch viele Leistungsträger haben bereits ein unterschriebenes Arbeitspapier - hoffentlich auch gültig für die DEL2. Sicherlich mag die Einschätzung über den ein oder anderen Spieler bei den Fans differenziert betrachtet werden, völlig unbrauchbar erscheint jedoch keiner aus dem kommenden Kader.
Interessanterweise sind jedoch noch einige Schlüsselpositionen (zumindest offiziell) noch unbesetzt und hier sieht der Autor auch tatsächlich die größten Baustellen in der Kaderplanung:
Die vier Ausländerpositionen müssen hochwertig besetzt werden! Die begrenzten Plätze des Ausländerkontingents verzeihen kaum Fehler in der Kaderplanung und fordern ein gutes Händchen beim Scouting. Hier gilt es, möglichst absolute Unterschiedsspieler zu finden, die das Leistungsniveau des Teams insgesamt heben, im Besonderen aber auch - ganz im Gegensatz zum Kader der nun vergangenen Saison - gerade in der Spitze hervorzustechen. Das Team der Saison 2022/23 bestach durch eine Qualität in der Breite, es fehlten jedoch in der Crunchtime die Spieler, die im positiven Sinn aus dem Rahmen fallen. So wie derzeit ein Robbie Czarnik Ravensburg durch die Playoffs scort, wie ein Hunter Garlent die Lausitzer Füchse in die Pre-Playoffs schoss oder wie ein Jordan Hickmott die Huskies zur Playoff-Schießbude machte.
Neben solchen Ausnahmespielern brauchen die Huskies auch mehr Qualität und Breite im U21-Sektor. Tom Geischeimer machte unbestritten einen gewaltigen Entwicklungssprung in der vergangenen Saison und reifte zu einem sicheren DEL2-Verteidiger. Seine Tage als U21er sind jedoch nun gezählt. Oleg Leon Tschwanow blieb nach einer vielversprechenden Vorbereitung während der Saison ein wenig zu blass und fiel eher durch unnötige Strafzeiten denn durch Scoring auf. Sein zwischenzeitlicher Ausfall während der Saison machte jedoch auch deutlich, dass die Mindestanzahl an U21-Förderspielern bei Ausfällen eben auch eine Reduzierung der Kaderstärke mit sich bringt. Eine etwas größere Gruppe an entsprechenden Kontingentspielern könnte den gesamten Kader entlasten, sollte aber auch nicht dazu führen, den Qualitätanspruch an diese jungen Talente zu senken. Klar, einen Luca Tosto findet man nicht an jeder Straßenecke. Aber die U20-Kader der deutschen Eishockeystandorte dürften das ein oder andere vielversprechende Talent bereithalten.
Zu guter Letzt gilt es, DIE Schlüsselposition schlechthin qualitativ hochwertig zu besetzen: Im Tor darf es keine Experimente geben, keine Verlängerungen aus sentimentalen Gründen und keine Abstriche aus der Not heraus! Jerry Kuhn fühlt sich sicherlich in Kassel heimisch und tut ohne Frage viel für die Entwicklung des Kasseler Eishockeynachwuchses. Doch nach den vergangenen Jahren stellt sich ganz objektiv betrachtet die Frage, ob er tatsächlich (noch) eine Goalie ist, mit dem man Meisterschaften gewinnt und Aufstiege feiern kann. Schon in den letztjährigen Playoffs zeigte Jerry gegen den ECN Nerven und auch dieses Jahr schien er gegen Nauheim gehemmt. Sicherlich sind seine Statistiken aus der Hauptrunde immer noch sehenswert, bei direkter Betrachtung seines Spiels auf dem Eis scheint er jedoch nicht mehr wie ein Goalie, der den Unterschied macht. Jake Kielly bestach durch fast identische statistische Werte, doch angesichts der Belastung des Ausländerkontingents durch ihn erscheint das mehr als Kritikpunkt denn als Lob. Und während er durch seine Ruhe im Tor das letzte Fünkchen Hoffnung auf einen Finaleinzug in Halbfinalspiel 5 noch nährte, so eklatant waren seine Böcke im letzten Saisonspiel und kosteten den Huskies schließlich alle Chancen auf ein entscheidendes Spiel 7.
Für einen Aufstieg benötigt Kassel folglich einen herausragenden Goalie, einen wie ihn Frankfurt 2021/22 mit Jake Hildebrand gefunden hatte. Außerdem einen guten Stamm an U21-Förderspielern und Ausländern, die den Unterschied ausmachen und in entscheidenden Phasen wie den Playoffs auch mal vorangehen und das Team mitreißen können. Nur dann wird es mit dem Ziel, dem Aufstieg in die DEL auch endlich etwas werden können.
Die Fans sind bereit für den Schritt in die Erstklassigkeit, das hat der Ansturm auf Tickets im Halbfinale bereits gezeigt. Das Management der Huskies hat in den letzten Jahren eine konstant positive Entwicklung durchgemacht. Nun fehlt es nur noch am Team und dem sportlichen Erfolg. Der ist nicht zu kaufen, nicht zu planen und nicht zu garantieren. Auch deshalb ist das Halbfinalaus zwar schade, traurig, schmerzhaft. Aber es gilt nun, die hängenden Köpfe wieder zu heben, den Blick nach vorne gen kommender Saison zu richten und neu anzugreifen!
Auf geht's Kassel, kämpfen und siegen!
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1 Anspielung beabsichtigt!
2 Es wird gemunkelt, dass so mancher 2-Jahresvertrag taktisch als "Verlängerung" verkauft wird...
Antworten 23
-PSY-
Sehr gut zusammengefasst
ALemmy
Passt Casi Nator unterschreibe ich so. Ich unterstelle dir mal nicht, dass du -PSY- und mich gestern nach dem Spiel belauscht hast. Trifft aber unterm Strich auch das was wor gesagt haben. Wobei Der Punkt mit den U21 von uns nicht betrachtet wurde. Allerdings gebe ich dir recht, dass man sich da durchaus ein wenig breiter aufstellen darf.
Fastpuck
Wir haben doch einen Pokal bekommen ?
-PSY-
Ne, den hat Herkules bekommen! Sinizin wollte ihn ja nicht
Fastpuck
Wenn man Ihn nett bittet, bringt er Ihn bestimmt zurück
-PSY-
Hast du mal gesehen wie gefährlich sehr schaut? Nein! Mach das nicht!
Husky78
Hi, sehr gut zusammen gefasst. Ich bin für meinen Teil gespannt wie es in den nächsten Wochen weiter geht, wer noch kommt und wer gehen wird.
click
Also das mit der Farbe steht schon fest?
Eisblume79
Ich persönlich fände ja ein dezentes Blau viel schöner als dieses „Ohrenschmalz-Metallic“. Kann man irgendwo abstimmen?
MpunktArcel
Das ist die Farbe des Baustoffs der verwendet wird.
Lässt du die Leute auch darüber abstimmen, in welcher Farbe du dein Haus streichst?